ORTSBESTIMMUNG – Architektonische Interventionen im und ums Goethe-Gymnasium, Kunstprofilkurs Jahrgang 12
Die Ausstellung „Ortsbestimmung“ zeigte kleine Gebäude an ausgewählten Bauplätzen in der Schule und auf dem Schulgelände. Die Schülerinnen und Schüler hatten diese ganz gewöhnlichen Orte für sich neu definiert und durch gezielte Hinzufügung eines Baukörpers in einen besonderen Ort verwandelt. Form, Struktur und Materialität wie auch der assoziative Gehalt des Ortes wurden dabei als Gestaltungsgrundlage begriffen und durch den neuen Baukörper verdichtet, konzentriert, akzentuiert.
Die von den Schülerinnen und Schülern geführten Rundgänge am Tag der Eröffnung des Neubaus gaben dem interessierten Publikum, Mitschülerinnen und Mitschülern, Lehrkräften und einigen Eröffnungsgästen reiche Anregungen, um die Miniaturbauten per Vorstellungskraft mit Leben zu füllen. Vor allem das begeisterte Urteil des Architekten unseres Neubaus, Michael Dahm, der den Schülerarbeiten unter anderem das Niveau fortgeschrittener Architekturstudentenprojekte attestierte, hat uns alle wirklich noch einmal beflügelt.
Wer die Rundgänge verpasst hat, kann sich in der Fotodokumentation einen Eindruck des Projekts verschaffen.
Sofia Rakseeva „Belvedere“ – Die organischen Formen der Böden und Decken des Baus von Sofia folgen den Konturen des Baumstumpfs, auf dem sie aufgestelzt sind und dessen von außen nur zu ahnenden Hohlraum sie überspannen. Der Glasboden im Untergeschoss ermöglicht den Einblick in diese faszinierende Unterwelt. Eine geräumige schwenkbare Terrasse erweitert den Innenraum und lässt den vom Anblick der Tiefe gesättigten Blick frei in die Natur schweifen.
Renee Menke „Mies“ – Die Ecke oben über der Tür des Kunstraums ist ein Ort, der eigentlich nie beachtet wird. In Renees Wohnung ermöglichen Wände aus Plexiglas Ausblicke auf das Geschehen im Raum, ohne dass ein Bewohner selbst von unten aus wahrgenommen werden würde. Die Klarheit und Transparenz der fünf Zimmer folgt Mies von der Rohes Dogma: „less is more“.
Michel Schenk „Level“ – Zwei kubische, mit einer Treppe verbundene Baukörper passen sich in ihren Proportionen perfekt an die leicht voneinander versetzten Deckenebenen der Laubengänge an. Auch die Senkrechten der Gestänge werden im Modell als Holzstützen wieder aufgegriffen. So entsteht ein schlichter Bau von bestechender Klarheit in der Form, dessen eigentliche Qualität aber die Lage ist: die Dächer des ausgedehnten Wegesystems der Laubengänge liegen wie eine riesige Terrasse als private zweite Ebene über dem Schulbetrieb und eröffnen einem Bewohner einen exklusiven naturnahen Entfaltungsraum.
Michelle „Isbuschka“ – ist der Name eines russischen Märchens, in dem die Häuser laufen können. Die Stelzen, zwischen denen das Gebäude von Michelle eingepasst ist, lassen auch hier den Eindruck entstehen, das Haus könne sich eigenständig in Bewegung setzen. Tatsächlich aber ist es fest im Tiefenraum des Gullis und in den unbekannten dort fließenden Gewässern verankert. Die ebenso isolierte wie exponierte Lage auf einem weiten Platz ließ uns an eine Nutzung z. B. als Bibliothek denken: weithin sichtbar, von überall zugänglich und doch zugleich ein wenig über den Dingen thronend. Was meinen Sie dazu, Frau Schramm?
Menja Gundlach „Biosphere“ – Für kleine Fluchten aus dem Schultrubel lässt sich die transparente Kuppel, die aufgrund ihrer Struktur aus Dreiecksmodulen an die Raumkonstruktionen eines Buckminster-Fuller oder die Wolkencitys von Tomas Saraceno erinnert, nutzen. In direkter Nähe zum Forum soll dieser lichte und aufgrund seiner Offenheit einladende Pavillon aber auch dazu animieren, in der entspannten Atmosphäre der parkartigen Landschaft ringsum die Zeit vor oder nach den musikalischen Aufführungen in angeregter Gesellschaft zu verbringen.
Devin Avci „Cumulus“ – An mit Helium gefüllten Ballons schwebt das Haus durch den Kunstraum. Decke und Boden sind gläsern, so dass Höhe und Tiefe für den Gast die einzigen Dimensionen sind, in denen er zu fallen scheint ohne fallen zu können.
Lara Kasten „upside – down“ – Der Zufluchtsort am äußersten Rand des Schulgeländes, unter Büschen, aber mit Blick auf den Sportplatz, ist ein Baukörper, der buchstäblich Himmel und Erde vereint. Das obere Stockwerk ist lichtdurchflutet und wegen seiner drei gläsernen Wandungen vom Außenraum durchdrungen. Das untere Stockwerk, in das durch eine transparente Decke Licht von obenfällt, lässt durch seine beiden seitlichen Glaswände den Blick in tiefe Erdschichten zu. Verschlossen und offen, geborgen und frei, der Baukörper ist ein Raum gewordener Spannungskontrast.
„Galerie“ – Die Arbeit nimmt Bezug auf ein mit Paneele verkleidetes Vorzimmer im jetzt abgerissenen Klassenhaus K3. In ihren gläsernen Doppeltürmen nimmt jeweils ein Kubus aus Paneelendielen das meiste Raumvolumen ein, so dass nur ein schmaler, lichtdurchfluteter Gang als Galerierundgang zugänglich ist – ein luxuriöser Umgang mit Raum und ein nachdrücklicher Verweis auf das der Wahrnehmung Entzogene.
Malik Bonsen „Maschinenraum“ – Neigungen, Stufen, Richtungen, Grate, Absätze, Vorsprünge, Niveaus – wenn man genau hinsieht, ist die seitliche Grenze der Treppe räumlich eine äußerst komplizierte Struktur. Malik hat alle Daten der Umgebung aufgegriffen und zu einem schlichten, an einer Seite geöffneten Baukörper komprimiert. Der Bau scheint Teil der Treppenanlage zu sein und ist doch, gerade wegen der offensichtlich fehlenden Funktion, eher ihr Kern.
Mariam Khalifa „V“ – Passgenau in die Innenform zweier auseinanderstrebender Baumstämme eingelassen, stecken drei Bodenebenen, auf denen drei identische Einzelhäuser in klassizistischer Formsprache platziert sind. Sie sollen Mariam und ihren Geschwistern als Unterkunft dienen. Durch das Blätterdach vor der Witterung geschützt und durch die Randlage dem öffentlichen Getriebe entzogen formen sie eine Wohngemeinschaft, die trotz der Nähe jedem Geschwisterkind seinen Freiraum lässt.
ORTSBESTIMMUNG – Architektonische Interventionen im und ums Goethe-Gymnasium, Kunstprofilkurs Jahrgang 12
Die Ausstellung „Ortsbestimmung“ zeigte kleine Gebäude an ausgewählten Bauplätzen in der Schule und auf dem Schulgelände. Die Schülerinnen und Schüler hatten diese ganz gewöhnlichen Orte für sich neu definiert und durch gezielte Hinzufügung eines Baukörpers in einen besonderen Ort verwandelt. Form, Struktur und Materialität wie auch der assoziative Gehalt des Ortes wurden dabei als Gestaltungsgrundlage begriffen und durch den neuen Baukörper verdichtet, konzentriert, akzentuiert.
Die von den Schülerinnen und Schülern geführten Rundgänge am Tag der Eröffnung des Neubaus gaben dem interessierten Publikum, Mitschülerinnen und Mitschülern, Lehrkräften und einigen Eröffnungsgästen reiche Anregungen, um die Miniaturbauten per Vorstellungskraft mit Leben zu füllen. Vor allem das begeisterte Urteil des Architekten unseres Neubaus, Michael Dahm, der den Schülerarbeiten unter anderem das Niveau fortgeschrittener Architekturstudentenprojekte attestierte, hat uns alle wirklich noch einmal beflügelt.
Wer die Rundgänge verpasst hat, kann sich in der Fotodokumentation einen Eindruck des Projekts verschaffen.