News 2011

Schulbibliothek: Nutzung, Onlinekatalog, Perspektiven

Maßstabsgetreue Ansicht der Bibliotheksräume
Viele Hürden sind bei einem Projekt zu nehmen. Mal muss ein neuer Standort, für die alten Bücher gefunden werden, mal dauert die Renovierung länger als geplant. Dann lassen die neuen Regale auf sich warten, ebenso wie die dazugehörigen Bücher. Schließlich will auch die Technik nicht einfach funktionieren. Und doch ist am Ende eine Schulbibliothek soweit grundausgestattet, dass sie Neues in Angriff nehmen kann. Zum aktuellen Stand folgt eine kleine Zusammenfassung.

Neues Leihsystem, neue Medien

Das neue, professionelle Leihsystem ist nun seit knapp eineinhalb Monaten problemlos im Einsatz. Ein Teil der 100 neuen Medien.Seitdem haben sich fast 400 Schüler einen Ausweis erstellt. Sicher nicht zuletzt auch deswegen, da der Rechnerzugang nur gegen diesen Ausweis möglich ist. Dennoch verschwindet die erste Teillieferung der knapp 100 ganz neuen Bücher, darunter in Kürze auch ein Großteil der Nominierungen für den Deutschen Jugendliteraturpreis, fast schneller aus den Regalen, als sie eingestellt wurden. Letzte Woche kam außerdem noch eine großzügige Spende des Oetinger-Verlages von 30 aktuellen Titel hinzu, für die sich die Schulbibliothek herzlich bedankt. Des weiteren fließt gerade ein Teil des neu eingearbeiteten Altbestandes zurück, so dass sich die Regale derzeitig schnell füllen und bald beispielsweise wieder Die Drei Fragezeichen und Comics verfügbar sein werden. Aber nicht nur die (neue) Unterhaltung findet Anklang, sondern beispielsweise auch die von einer Kollegin vorgeschlagenen Titel zu Zeichentechniken für Comics/Mangas wurden aus dem Lieferkarton heraus ausgeliehen.

Onlinekatalog »Goethe Plus«

Der Bestand der Schulbibliothek kann nun über den Onlinekatalog unter katalog.goethe-hamburg.de eingesehen werden. Alternativ ist er auf dieser Seite über den Link in der linken Spalte zu erreichen. Zusätzlich zur Recherche können dort auch eigene Entleihungen verlängert und derzeit nicht verfügbare Medien vorgemerkt werden. Der Katalog entspricht dem, was die potentiellen zukünftigen Studenten sehr wahrscheinlich (in Deutschland) auch im Studium antreffen werden – und trotz Internet auch werden nutzen müssen, es sei denn sie können sich alle teure Fachliteratur selber leisten (60+ EUR sind keine Seltenheit bei Fachbüchern). Fachzeitschriften liegen in eine Spanne von geschätzt 100-20.000 € bei den Abopreisen (9000 € wenn man sich mit Kohlenhydratsforschung beschäftigt), werden dafür aber immerhin häufig zusätzlich elektronisch bereitgestellt (für Bibliotheksnutzer).
Neben dem eigentlichen Katalog ist links eine zusätzliche Seitennavigation verfügbar, so dass bequem nach Sachthemen Der Onlinekatalog der Bibliothek– so wie auch am Regal zu finden – gebrowsed werden kann. Hinter den »Speziellen Suchen« verbergen sich Katalogabfragen, die ohne Vorkenntnisse in der Katalogrecherche – und teilweise selbst dann – nur schwer vom Nutzer selber durchgeführt werden können. Zum Beispiel kann man sich, ähnlich wie bei der »Auf gut Glück«-Suche von Google, zufällig einen Roman vorschlagen lassen oder nachsehen, welche Nominierungen und Gewinner des deutschen Jugendliteraturpreises in der Bibliothek vorhanden sind. Außerdem können Neuzugänge und bestimmte Medientypen (Filme, Hörbücher, Software, Zeitschriften) angezeigt werden. Die Seitenleiste ist ein gewachsenes Freizeitprojekt, das unter den Projektschulbibliotheken exklusiv beim Goethe-Gymnasium zu finden ist – obwohl es den anderen Teilnehmern natürlich auch angeboten werden wird. Allerdings ist sie noch nicht vollständig fertiggestellt.

Angepasstes Raumkonzept, Ausstattung

Ebenso wie bei den jetzt neu angeschafften Büchern, hat die Schule erheblich eigene Mittel aufgewendet, um auch den kleinen Raum der Bibliothek mit neuen Regalen und einem »Medientrog« (für CDs) auszustatten.
Medien-trog und Lese-futterDie fiktionale Literatur sowie Filme, Software und Hörbücher sind nun im kleinen Raum untergebracht, Zeitschriften und Sachliteratur sind vollständig im Hauptraum. Der kleine Raum ist dabei nur noch für Einzelarbeiten und stilles Lesen freigegeben. Der Hauptraum kann für Gruppenarbeiten genutzt werden – natürlich bei angemessener Lautstärke. Die Arbeitsplätze sind diesem Ansatz entsprechend organisiert.
Des Weiteren gibt es nun einen Rechercherechner, der hauptsächlich für die Katalogrecherche bestimmt ist, aber auch diverse Lexika (Brockhaus Multimedial, Britannica, Fremdwörterduden, Digitale Bibliothek etc.) ständig bereithält.
An den Macbooks kann ab nächster Woche ein USB-betriebener Scanner angeschlossen werden, so dass von eigene Dokumente oder Seiten aus Büchern und Zeitschriften unkompliziert eine digitale Kopie erstellt werden kann.

Nutzungsweise

Die Bibliothek wird erfreulich ausgiebig genutzt. Bei den Schülern selbst sind die Unterhaltungsliteratur und die Hörbücher besonders beliebt. Aber auch fächerspezifische Lernhilfen, Buch oder Software, werden zunehmend ausgeliehen – evtl. überraschenderweise vor allem von den jüngeren Jahrgängen. Ebenfalls werden Zeitschriften, wenn auch noch zurückhaltend, ausgeliehen (Spiegel, Psychologie Heute,  Bild der Wissenschaft, Geolino).
Andrang, die Jungs fehlen leider noch in gleicher Zahl.In den Pausen erreichen die Räume häufig ihre Kapazitätsgrenze, aber es setzt sich die Einsicht durch, dass die Bibliothek kein Pausenraum ist, ebenso wie zunehmend akzeptiert wird, dass der kleine Raum zum Lesen und für Einzelarbeiten reserviert ist. Aber auch außerhalb der Pausenzeiten ist die Bibliothek selten völlig leer. Manch einer, der Nachmittags in der Pausenhalle arbeitet, würde aber noch ein freies Plätzchen finden.
Einige wünschen sich auch Unterstützung vom Bibliothekar, sei es eine Buchempfehlung oder ein Quellentipp. Allerdings konzentriert sich dies noch sehr auf die Pausenzeiten, während derer Tätigkeiten wie Ausleihe, Rücknahme, Verlängerung, Rechnerausgabe, Schnelleinweisungen in die Katalognutzung zum selber Vormerken und Verlängern und für Ruhe sorgen bereits sehr einnehmend sind. Es zeigt sich aber auch, dass auch der Bedarf an unterrichtsbezogenen Quellen zunimmt, so dass hier ein mit den Kollegen konzertierter Ausbau zielführend ist.
Von den KollegInnen wird gerne die Möglichkeit genutzt Blöcke, d.h. zusätzliche Bücher von den Bücherhallen, über die Schulbibliothek zu bestellen. Teilweise werden diese in die Klasse mitgenommen, teilweise werden sie in der Bibliothek als sogenannter Handapparat verfügbar gehalten. Ebenfalls gerne wird die Möglichkeit in Anspruch genommen, die Bibliothek für Gruppenarbeiten und zur Recherche (vorzüglich allerdings unangeleitete Internetrecherche) durch ganze oder Teile von Kursen zu nutzen. Auch eine spontane Nutzung durch Arbeitsgruppen während der Unterrichtszeiten ist keine Seltenheit. Hier steht noch viel Potential offen.

Facebook und die Schulbibliothek auf der Goethe-Homepage

Die Informationen zur Schulbibliothek auf dieser Homepage wurden geringfügig angepasst, um den aktuellen Stand gerecht zu werden.
Der eigene Informationskanal der Schulbibliothek (versteckt in einer Unterseite der Goethe-Homepage) hat sich als wenig sinnvoll erwiesen, zumal nicht jeder kurze Hinweis eine neue Newsmeldung rechtfertigt. Testweise ist für die Bibliothek deswegen eine Facebook-Fanpage eingerichtet worden. Leicht erreicht werden kann sie über fb.goethe-hamburg.de. Es ist keine Facebookmitgliedschaft notwendig, um die Inhalte sehen zu können. Damit soll die Zielgruppe erreicht werden, wo sie sich Großteils (nach einschlägigen Erfahrungen) ohnehin viel und gerne aufhält.

Perspektive: Chancen…

Der Wandel von Alt nach Neu und die Grundvoraussetzungen für einen konstruktiven Einsatz der Schulbibliothek sind damit geschaffen. Ganz klar aber wird das Projekt nach Abschluss der Evaluationsphase Mitte 2012 nicht als Erfolg gewertet werden, wenn es nur von der Idee eines ganztags beaufsichtigten und zu nutzenden Arbeitsraums mit Ausleihmöglichkeit getragen würde. Deshalb werden zukünftig weitere tragende Mehrwerte zum Nutzen der Schüler geschaffen.
Die Schulbibliothek kann in vielen Bereichen einen Beitrag leisten. Im Feld der Recherchekompetenz beispielsweise, wenn Schüler nicht (mehr) mit Einwort-Suchen und der Information des ersten Google-Treffers zufrieden sind, sondern auch andere Quellen, Ansätze und Techniken kennen. Dass zur Recherche zum Beispiel Oberbegriffe und Synonyme ermittelt und diese Suchbegriffe sinnvolle mit Suchoperatoren verknüpft werden, ist ein Beispiel für solche Ansätze und Techniken. Quellen sind, unter anderem, die in der Bibliothek vorhandenen »zusammenhängenden Darstellungen« (die ihre Schaffer nicht kostenlos verfügbar machen und häufig genug als Buch publizieren), die als grundlegendes und wertvolles Arbeitsmittel in ihrer Geltung erkannt werden sollen.
Wege, sich die Inhalte sinnvoll zu erschließen und sie zu bewerten, gehören dem großen Bereich der Informationskompetenz an. Wie, warum und wann aus solchen Quellen zitiert wird und weshalb selbst Guttenberg einen einfachen Link – oft auf liegengebliebenen Ausdrucken zu finden – nicht als Quellenangabe bezeichnet hätte, zählt ebenfalls zu den (unterstützenden) Vermittlungsaufgaben der Bibliothek, die zugleich der Forderung nach propädeutischer Methodenkompetenz der Lehrrahmenpläne entspricht.
Grundlage für all dies ist eine gut ausgebildete Lesefertigkeit. Übung macht den Meister und die Leseförderung ist deswegen auch ein wichtiger Eckpfeiler der Bibliotheksarbeit.
Dies sind nur einige wenige Beispiele. Einen etwas abstrakteren Eindruck davon, warum eine Bibliothek weit über »Medienverwahranstalt« hinausreicht Mindmap Schulbibliothekund welche vielfältigen Möglichkeiten, Ansätze und Chancen der konstruktiven Einbeziehung in den Schulalltag sie bietet, deutet diese Mindmap (große Version, öffnet neues Fenster) zumindest an. Eine ältere zusammenhängende Darstellung finden Sie unter Projektziele & Leitbild. Kürzlich erschien zudem ein Artikel in der Zeit, der auch das Hamburger Projekt erwähnt: Wetekam, Burkhard: Schulbibliotheken. Wo Wikipedia auf Brockhaus trifft. In Die Zeit, 7.04.2011 (15). Einige der häufig an ihn gerichteten Fragen bezüglich seiner Tätigkeit beantwortet unser Bibliothekar unter Fragen & Antworten.

…in die Praxis überführen

Eine Umsetzung all dieser Forderungen und Möglichkeiten ist ohne Planung nicht zu erreichen. Neue Ideen und Konzepte müssen schrittweise erprobt, angepasst und schließlich etabliert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Bibliothek deswegen auch bei Planungsaktivitäten, wie der Ganztagskonferenz im Mai, einbezogen. Die Chancen stehen also gut, dass die Schulbibliothek auch nach dem Stichdatum 2012, und entgegen der tendenziell ein wenig zweifelnden Einschätzung des Zeitartikels, eine Zukunft hat. Denn eines ist klar, den Rückfall auf eine reine Pausenöffnung wünscht sich niemand.
Zuletzt noch ein paar Impressionen von der Wandlung der Räumlichkeiten im Jahr 2010.