Aufführung Konzert Musik News 2014

Aufführung der Messe THE ARMED MAN von Karl Jenkins

chor
Foto: Dietrich Helling

Hamburger Michel, 09.10.2014: Wer glaubt, ein Krieg könne nicht einfach so ausbrechen, schließlich ist er ja keine Naturkatastrophe, und irgendwer müsse ihn schon vom Zaun brechen, der dürfte am  Donnerstagabend im Hamburger Michel arg ins Grübeln gekommen sein. Denn in der Messe THE ARMED MAN des
britischen Komponisten Karl Jenkins tut der Krieg genau das: er kommt über die arme Menschheit wie ein Verhängnis.
In irgend einem finsteren Winkel der Welt muss die Hölle überkochen und lauter bewaffnete Männer ausspucken, die nun übereinander und den Rest der Menschheit herfallen. Da mag der Imam in seinem strahlend festlichen Ornat sie noch so eindringlich ermahnen, nicht den Fußstapfen Satans zu folgen; da mögen die Christen noch so ausdauernd ihr Herr, erbarme dich flehen – es hilft alles nichts: der Krieg ist unabwendbar.
Alles rennet, rettet, flüchtet, die Musik stürzt vor Entsetzen über ihre eigenen Beine, Granaten pfeifen, Bomben explodieren, die Luft birst von den Schmerzensschreien der zahllosen Opfer. Am Ende der Schlacht taxiert der Knochenmann, eskortiert von einer einsamen Trompete, die wieder einmal reiche Ernte. Aber dann, erst dann, kommt der Frieden.
Karl Jenkins’ Messe für den Frieden ist prachtvolles Cinemascope für die Ohren, das mit seinem schlagwerkbetonten Orchesterapparat seine Wirkung auf den Zuhörer nicht verfehlt. Es ist auch ein dankbares Stück für den Chor, und der aus der Kantorei St. Michaelis und dem Großen Chor des Luruper Goethe-Gymnasiums gebildete Riesenchor sorgte für eine eindrucksvolle, bewegende und teilweise spektakuläre Wiedergabe.
Astrid Demattia vom Goethe-Gymnasium und Michel- Kirchenmusikdirektor Manuel Gera, die sich auch die Leitung des Konzerts teilten, haben mit diesen beiden so unterschiedlichen Chören einen staunenswert homogenen Klang geformt, der gerade auch in den zarten, innigen Passagen wie dem Kyrie oder dem Benedictus schöne Substanz hatte. Wahrhaft zu Herzen gingen das Trauer-Solo von Alexandra Hebart.
Nun, da die Waffen schweigen sowie die verzierungsreiche Rezitationeiner Sure aus dem Koran, mit der, auch wenn man kein Wort verstand, Imam Münir Çamlı einen kostbaren Moment tief empfundener Spiritualität schuf.
Und last but not least: mit seiner überaus stimmigen tänzerischen Interpretation des musikalischen Geschehens (Choreographie: Christiane Meyer-Rogge-Turner) rundete das Tanzensemble der Lola-Rogge-Schule die Aufführung zum Ereignis.